Die Rettung der Asamkirche

„Obermenzing“ bewahrt die Asamkiche St. Johann Nepomuk vor den Flammen

Eine Aufzeichnung unseres Kameraden Hans Reichert (†):

In der Nacht vom 24. auf den 25. April 1944 wurden wir alarmiert. Der Einsatzbefehl lautete: „Sendlinger-Tor-Platz anfahren, Befehlsstelle aufsu­chen“. Die Mannschaft bestand aus dem Löschgruppenführer Peter Fenzl sen., Hauptwachtmeister Hans Reichert, Maschinist Otto Baier, und den Feuerwehrmännern Maisinger Hans, Angermair Georg, Kinast Sepp, Grandl Hans, Gradl Georg und Gradl Leonhard.

Von der Pasinger Feuerwache 6 wurde uns die große Autoleiter zugeteilt. So fuhren wir los in die brennende Stadt, zum Sendlinger-Tor-Platz, den wir auf Umwegen erreichten. Dort angekommen, übergab mir der Löschgruppenführer Fenzl das Kommando über die Löschgruppe und versuchte, die Befehlsstelle zu finden, die irgendwo in einem Keller untergebracht war. Das Eckhaus Thalkirchner Straße/Sendlinger-Tor-Platz mit der Senefelder-Gedenktafel brannte lichterloh.

Die Hauseinwohner, die sich nicht mehr zu helfen wussten, baten uns verzweifelt um Hilfe. Nach unserer Vorschrift durften wir das nicht. Da wir aber unseren Einsatzort nicht kannten, und trotzdem nicht tatenlos zusehen wollten, gab ich den Einsatzbefehl: „Ein C-Rohr über die Leiter vor“. Nach kurzer Zeit war der Brand gelöscht und ich ließ abbauen. Als wir kaum fertig waren, kam ein Polizeilotse und brachte uns den Einsatzbefehl zur Asamkirche in der Sendlinger Straße, deren Dachstuhl in Flammen stand. Wir fuhren sofort los. Die Autoleiter wurde zu einem anderen Einsatz beordert.

An der Asamkirche leitete ich sofort den Löschangriff ein. Durch das Stiegenhaus des Asamhauses war vom Luftschutz eine C-Schlauchleitung bis zum Kirchenspeicher gelegt. Nachdem ich die genaue Lage erkundet hatte, brachte der Maschinist Otto Baier mit seinem Wassertrupp die Tragkraftpumpe TS 8 in Stellung. Ich gab Maisinger den Befehl, ein zweites C-Rohr vorzunehmen. Jetzt eilte ich mit einem C-Rohr zum Brandort auf dem Kirchenspeicher.

Beim Betreten des Kirchenspeichers sah ich auf der anderen Seite Herrn Prälat Irschl, der mit seinem Hauspersonal verzweifelt versucht hatte, dem Feuer Einhalt zu gebieten. Er sagt zu mir: „Sie kommen als rettender Engel, ich glaubte schon alles verloren“. Erst als Maisinger mit dem zweiten C-Rohr zu Hilfe kam, konnten wir mit vereinten Kräften das Feuer einkreisen. Der starke Rauch machte uns schwer zu schaffen, zudem wir nur Schutzbrillen trugen. Nach langem Kampfe hatten wir es geschafft. Als wir gerade durch die geöffnete Dachluke frische Luft holten, heulten die Sirenen erneut auf.

Wir hatten die Anweisung, bei Alarm während der Löscharbeiten schnell alles abzubauen und zu versuchen, mit den Löschfahrzeugen die Stadt zu verlassen, um keine Verluste an Menschen und Material zu erleiden. Da jedoch der Alarm zu spät gegeben wurde und schon die Bomben fielen, blieb uns nichts anderes übrig, als den Kirchenkeller aufzusuchen. Brandbomben hatten Speicher und Kellerdecke durchschlagen. So konnten wir den geröteten Himmel über uns sehen. Inzwischen war es unserem Löschgruppenführer gelungen, von der Befehlsstelle im Färbergraben wieder zu uns durchzukommen. Nach der Entwarnung verließen wir den Kirchenkeller und begaben uns auf den Kirchenspeicher, um uns nochmals davon zu überzeugen, dass alle Brandnester erloschen waren. Wir bauten unsere Schlauchleitung ab und machten unser Fahrzeug abmarschfertig.

Der neue Einsatzbefehl lautete: „Kaiser-Ludwig-Platz – Mozartstraße – Haydnstraße. Dachwohnungen ablöschen“.